„Ihr seid wie ein Geschenk für uns!“ Mit diesen Worten vereinbarten Helma Mirus, Uta Zehringer, Brigitte Adler, Cornelia Roth und Ulrike Bauer, die Gründungsgeneration von Frauenstudien München, die Vereins-Arbeit an Barbara Streidl und Susanne Klingner zu übergeben. Die sich ihrerseits ebenso beschenkt fühlten, war ihnen doch klar, welche Chance sich da bot: In den vergangenen Jahren hatten die beiden Journalistinnen sozusagen auf feministischer Mission allein und gemeinsam auf unzähligen Podien gesessen, viele Vorträge gehalten, in Talkshows gesprochen und Texte geschrieben. Auf Einladung von Verbänden, Parteien, Organisationen, Privat- und gemeinnützigen Vereinen – und nun konnten sie selbst ein Programm anbieten und spannende Referentinnen einladen. Bestärkt durch den Spirit ihrer Vorgängerinnen.

Seit Sommer 2013 führen nun Barbara Streidl und Susanne Klingner gemeinsam mit Cornelia Roth den Verein Frauenstudien München. Von Anfang an stand das Stichwort „Generationendialog“ im Mittelpunkt. Denn schnell stellten die drei fest, dass es den Graben zwischen den frauenbewegten Generationen, der medial so oft beschworen wird, überhaupt nicht gibt – auch wenn es Meinungs- und  Stilunterschiede gibt. Dass vielmehr Frauen aller unterschiedlicher Altersgruppen voneinander profitieren können: Die jungen von den Erfahrungen der Alten, zum Beispiel, welche Stolpersteine es geben kann oder auf welche Verbündete über Jahre hinweg Verlass ist. Die alten können von den jungen etwa den Umgang mit neuen Medien lernen und wie sie diese für ihre politische Arbeit nutzen können.

Im Herbst 2013 trafen sich bei der Ladies Night des Vereins dann Frauen aller Altersgruppen und tauschten sich aus, wie feministische Arbeit Anfang des 21. Jahrhunderts aussehen kann. Und es war klar: Auf jeden Fall müssen Alt und Jung zusammenarbeiten.

2014 steht deshalb unter dem Jahresthema „Generationen“. Im Angebot sind gleich zwei Veranstaltungen mit einem Generationen-Schwerpunkt: Im April und Mai wird ein Klassiker der feministischen Literatur in einem Leseclub wiederentdeckt. Erica Jongs „Angst vorm Fliegen“ löste zur Zeit seiner Veröffentlichung einen Skandal aus und war schnell verboten. Heute dagegen kann pornografisch angehauchte Literatur nur noch Wenige irritieren. Umso spannender ist die Frage: Wie tickte damals die Gesellschaft und wie sahen die Moralvorstellungen dieser Gesellschaft aus, wenn ein explizites Buch solch einen Wirbel und Empörung auslösen konnte? Welche Bedeutung hatte es für die Frauenbewegung? Und sind wir heute tatsächlich weiter, sind wir unverklemmter und fühlen uns zu Hause in unserem Körper oder sind es nur die Diskurse? Die genauen Termine dieser beiden Leserunden finden Sie online.

Die zweite Veranstaltung will eben jene neue Medien beleuchten, die sich Feministinnen, egal ob jung oder alt, aneignen können, um zu mobilisieren, um Politik zu machen. Für die meisten jungen Feministinnen ist das Internet, sind Dienste wie Facebook und Twitter, alltägliche Instrumente, um sich zu vernetzen, Themen zu setzen und zu diskutieren. Kaum eine Feministin, die nicht ihr eigenes Blog hat. Doch was im Netz noch immer fehlt, sind die Stimmen vieler älterer Feministinnen. Oft hindert sie die Technik oder das häufig raue Redeklima im Netz daran, endlich den Schritt online zu wagen. Welche Chancen das Internet bietet, zeigt im Juni ein Vortrag mit anschließender Diskussion.

Wir freuen uns, 2014 mit Ihnen in viele Generationengespräche verwickelt zu werden!
Susanne Klingner, Cornelia Roth & Barbara Streidl