Cinema / by LLoyd Dirks / unsplash.com

© Cinema / by LLoyd Dirks / unsplash.com

Unser FILMCLUB geht nach der Sommerpause mit „Mustang“ weiter

Es ist Sommerferienbeginn in einem türkischen Dorf, mehrere Hundert Kilometer entfernt von Istanbul. Ein kurzer Badespaß im Schwarzen Meer hat für die Schwestern Sonay, Selma, Ece, Nur und Lale böse Folgen. Weil ihr Verhalten angeblich die Familie entehrt hat, verwandelt der Onkel, bei dem die Schwestern nach dem Tod der Eltern gemeinsam mit ihrer Großmutter leben, das Haus in ein Gefängnis. Zunächst zermürbende Langeweile und dann immer mehr einengende Vorschriften prägen ihren Sommer. Nach und nach sollen die Mädchen verheiratet werden – aus der Perspektive der 12-jährigen Lale beobachten wir, wie die einzelnen Mädchen damit umgehen.

Selbstbestimmung versus konservative Traditionen

Die türkisch-französische Regisseurin Deniz Gamze Ergüven verdichtet in „Mustang“ eigene Erfahrungen und Beobachtungen in einem Familiendrama, in dem ein patriarchalisches Rollenverständnis auf das Emanzipations- und Freiheitsbestreben einer jungen Generation stößt. Die fünf heranwachsenden Schwestern in der anatolischen Provinz streben nach Selbstbestimmung und danach, über ihren eigenen Körper zu verfügen – und erfahren dafür die volle Wucht reaktionärer Moralvorstellungen und Traditionen.

»Interessant ist dabei die Abwesenheit von Religionsausübung. Deniz Gamze Ergüven entkoppelt die Unterdrückung der Frau vom Islam, in dem sie ihre Protagonist_innen niemals in einem religiösen Zusammenhang zeigt, niemals in der Moschee, niemals im Gebet. Damit demonstriert sie, dass sexistische Gewalt auch im Islam einer religiösen Legitimierung entbehrt bzw. dass patriarchale Gewalt nicht auf den Islam beschränkt ist. Mustang wird damit von einem Film über die Unterdrückung der Frau in der Türkei zu einem Film über Dynamik und Funktion patriarchaler Systeme weltweit.«
(Sophie Charlotte Rieger, Filmloewin.de)

Der 2015 veröffentlichte Film war für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert und Ergüven erhielt ein Jahr später den Friedenspreis des deutschen Films – Die Brücke – für Mustang.

Im Anschluss

Nach der Filmvorführung finden sich alle, die noch Zeit und Lust mitbringen, gemütlich in der Augustiner Gaststätte Rumpler ein. Dort wollen wir den Film gemeinsam auf uns wirken lassen und uns über die darin angesprochenen Themen wie Kinderehe, Jungfräulichkeit und generell Frauenrechte in der Türkei austauschen. Wir haben bereits reserviert 🙂 

 

Gut zu wissen:

Eintritt: 5 Euro, 4 Euro ermäßigt.

Sitzplatzreservierung: info@frauenstudien-muenchen.de.

Einlass und Abendkasse: 17:00 Uhr. Wir bitten, die reservierten Plätze bis spätestens 17:20 Uhr einzunehmen.

Die Vorstellung findet in Kooperation mit dem Werkstattkino statt.

 

Hier geht’s zum Trailer:

Regie: Deniz Gamze Ergüven / Drehbuch: Deniz Gamze Ergüven, Alice Winocour / Mit: Güneş Nezihe Şensoy, Doğa Zeynep Doğuşlu, Tuğba Sunguroğlu, Elit İşcan und İlayda Akdoğan /
Land: Frankreich, Türkei, Deutschland, Katar  / Jahr: 2015 / Filmlänge: 97 min