Die Autorinnen des „ABC des guten Lebens“ im Gespräch mit Frauenstudien: Antje Schrupp, Cornelia Roth, Caroline Krüger und Michaela Moser berichten über ihre Idee einer neuen, postpatriarchalen Sprache.

Neue Wörter für ein besseres Miteinander

Wir sind eng vernetzt, immer erreichbar, eigentlich ständig in Kommunikation. Dabei stellen wir fest, dass es Situationen gibt, für die uns die richtigen Wörter fehlen. „Erzieht die Frau, die als ‚alleinerziehende Mutter’ bezeichnet wird, ihre Kinder tatsächlich allein? Hat die ‚Arbeitslose’, die in ihrem Garten Gemüse anbaut, tatsächlich keine Arbeit?“ Mit solchen Fragen haben neun Autorinnen (darunter u.a. Antje Schrupp, häufig bei uns zu Gast, z.B. im Leseclub zu Simone de Beauvoirs „Das andere Geschlecht“, Ina Praetorius, Frauenstudien-Ehrenpräsidentin Cornelia Roth und Caroline Krüger) versucht, ein „ABC des guten Lebens“ zu schaffen; mit Begriffen, die neu entstanden sind, wie etwa der „Scheißologie“ oder „Fülle“, die mit neuen Inhalten versehen werden.

Ausgehend davon, dass wir im Post-Patriarchat leben – so die Autorinnen des ABC – brauchen wir unbedingt neue Wörter. Denn Wörter sind Sprache und Sprache ist Macht. Sie bietet die Möglichkeit, bestehende Ordnungen zu hinterfragen und Lebenswirklichkeiten zu verändern.

„Eine bestimmte symbolische Ordnung, die viele Jahrhunderte die Weltwahrnehmung und die Lebenswirklichkeit großer Teile der Menschheit so stark bestimmt hat, dass sie oft mit der Wirklichkeit selbst verwechselt wurde, ist jetzt in Auflösung begriffen.“ (ABC des guten Lebens)

Die Autorinnen sehen ihr Werk als Anfang, sie suchen den Dialog, eine Diskussion, denn „postpatriarchales Denken braucht eine neue Sprache, eine neue symbolische Ordnung“. Das Buch, 2012 im Christl-Göttert-Verlag, wächst online weiter, auch durch Feedback von Leser*innen und ist 2020 auch in einer englischen Übersetzung erschienen.

In unserem Werkstattgespräch geht es uns einerseits darum, das Autorinnenkollektiv und ihr lebendiges Arbeiten an diesem ABC – dieser neuen Sprache – vorzustellen. Andererseits möchten wir über einzelne Begriffe in die Tiefe gehen, etwa das „Sowohl als auch“, das in der „ABC-“Denke beispielsweise bedeutet, es ist möglich, sowohl für Mindestlöhne als auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen zu sein.

Über die Autorinnen

© Foto: Tamara Jung

 

 

Dr. Antje Schrupp ist Politikwissenschaftlerin und Journalistin und lebt in Frankfurt am Main. Sie beschäftigt sich vor allem mit weiblicher politischer Ideengeschichte und hat verschiedene Sachbücher geschrieben, u.a. eine Biografie der ersten amerikanischen Präsidentschaftskandidatin Victoria Woodhull, einen Comic zur Geschichte des Feminismus (zusammen mit der Zeichnerin Patu) und zuletzt ein Buch über „Schwangerwerdenkönnen“. Sie ist Mitgründerin des Internetforums www.bzw-weiterdenken.de.

 

 

© Foto: Luiza Puiu

 

Michaela Moser beschäftigt sich u.a. mit Fragen zu Armut und Ungleichheit, Care, Diversität, Selbstorganisation und Demokratieentwicklung, ist gerne an den Schnittpunkten von Forschung, Lehre und Aktivismus tätig, als Dozentin und Wissenschafterin am Departement Soziales der Fachhochschule St. Pölten (Österreich) beschäftigt und seit vielen Jahren in der österreichischen Armutskonferenz engagiert. Michaela Moser lebt – gemeinsam mit 100 Erwachsenen und Kindern – im Wohnprojekt Wien.

 

 

 

 

 

© Foto: Reinhard Roth

 

 

Cornelia Roth, 67 Jahre alt, arbeitet als Psychologin und Atemtherapeutin und beschäftigt sich gern mit alten und neuen Denkansätzen in der Frauenbewegung. Sie engagiert sich schon länger bei Frauenstudien und ist jetzt als „Ehrenpräsidentin“ dabei. Sie gehört zu den neun Autorinnen des „ABC des guten Lebens“.

 

 

 

 

© Foto: Ute Knüfer

 

Dr. phil. Caroline Krüger ist freie Philosophin, abhängig erwerbsarbeitend, alleinerziehende Mutter eines theoretisch erwachsenen Sohnes, Tochter, Freundin. Sie engagiert sich in verschiedenen Projekten für einen Paradigmenwechsel im Sinne eines Umgestaltens der Gesellschaft in Richtung Care-Paradigma und interessiert sich besonders für alle Formen von Gesprächen.

Termin:

Mittwoch, 24. Februar 2021 von 19 bis 20.30 Uhr

Onlinekonferenz via Zoom

Gut zu wissen:

Moderation: Barbara Streidl

Der Eintritt ist frei.

Voranmeldung bitte per Mail über info@frauenstudien-muenchen.de.

Da nicht absehbar ist, wie sich die Corona-Pandemie 2021 weiterentwickelt, findet dieses Werkstattgespräch online statt. Nach der Anmeldung erhaltet ihr eine Bestätigung per Mail sowie kurz darauf den Link zum Zoom-Raum; während der Veranstaltung könnt ihr im Chat gerne Fragen stellen.

Mehr Infos: