Am 8. und 9. Juni 2018 fand unter der Überschrift „Der nächste Schritt“ unsere Konferenz in Kooperation mit dem BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Seidlvilla in München statt.

Wie die Überschrift schon ankündigt, drehte sich in den zwei Tagen alles um eine mögliche Zukunft, in der Menschen gleichberechtigt ein gutes Leben führen können.

Nachbericht von Cornelia Roth

Am Freitag Abend schilderte Christina Eder vom Kulturreferat der Stadt München zu Beginn, wie sie zusammen mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Frauenstudien durch Höhen und Tiefen begleitet hat. Drei Bücher von Frauenstudien-Aktivistinnen habe sie sich gleich wieder aus dem Regal gegriffen: Erika Wisselinck, „Frauen denken anders“, Ursula Knecht u.a., „ABC des guten Lebens“ sowie von Meredith Haaf/Susanne Klingner/Barbara Streidl: „Wir Alphamädchen“. Auch die heute zuständige Referentin Veronika Kirschner war anwesend und Nicole Lasalle von der Gleichstellungsstelle gratulierte uns ebenfalls, was uns sehr freute.

Den inhaltlichen Auftakt am Freitag machte Mithu Sanyal mit einer rasanten Keynote: „Liebe Deinen Feminismus wie Dich selbst. Dystopien und Utopien für das 21. Jahrhundert.“ Zum Erstaunen aller forderte sie mehr Liebe im Feminismus. Das sei angesichts der Ausbreitung von Hasskultur das angesagte Verhalten im Umgang miteinander in der Frauenbewegung: Das Absprechen von Liebenswürdigkeit sei ein gängiger Versuch, Druck zu machen und mache gerade Frauen Angst. Dabei bezog sie sich auch auf Kübras Aufruf nach mehr Liebe im Netz. Feminismus müsse sich nicht an Mikrokritiken aufarbeiten. Es sollte möglich sein, Fehler zu machen, ohne vollständig niedergemacht zu werden. Ein anderes Sprechen zu lernen, brauche Zeit.

Aber auch Männer sollten im Feminismus mitgemeint sein. Denn die verschiedenen Feminismen seien momentan die erfolgreichste soziale Bewegung und hätten eine Verantwortung für die gesamte Gesellschaft statt einer reinen Interessenpolitik für Frauen. Feminismus müsse die Wirtschaft neu entwerfen, gerade angesichts der menschenunwürdigen Lage im Pflegebereich, wo obendrein noch viele Migrant_innen regelrecht ausgebeutet würden. Aber auch eine versöhnende Haltung gegenüber manchen Männern in Zusammenhang mit der #Metoo-Debatte sei dran.

Heike von WEPSERT schreibt: „Vom Publikum wurde ihr Wunsch nach Mediation statt Strafe für Täter gemischt aufgenommen. Vor allem der Begriff der Versöhnung kam einigen Hörerinnen mit christlicher Vorbelastung zu soft vor.“

Die ganze Keynote zum Nachhören und -schauen gibts in unseren F-Talks:

 

Anschließend gab es für eine Stunde Feministisches Speeddating. Drei Minuten hatten die Dater_innen Zeit, sich vorzustellen, Fragen zu stellen, Kontakt zu knüpfen, dann ging es weiter.

Diese Münchner Organisationen standen für Gespräche bereit: FrauenTherapiezentrum, Frauenseelsorge, FAM, Slutwalk München, wepsert, Schamrock – Festival der Dichterinnen, AK Panafrikanismus, Terre des femmes, Reflektor M, Frauen der Welt – und natürlich Frauenstudien München. Es war für beide Seiten hochinteressant, denn viele der Fragenden machten selbst spannende Sachen oder hatten eigene Projektvorhaben. Zum Beispiel gab es gleich zwei Frauen, die einen Womens Hub gründen wollen und sich nun vernetzten.

WEPSERT dazu:

„Als angenehm und anregend empfanden wir vor allem den persönlichen Kontakt zu Gleichgesinnten und den Blick über den Tellerrand unseres eigenen Feminismus. Das veranstaltete Speed Dating war dafür ein fabelhafter Eisbrecher, und auch in den Pausen wollten wir gar nicht mehr aufhören, mit den spannenden Initiativen und Einzelpersonen zu quatschen.“

Dann eröffneten Beißpony ihr Konzert: Stephanie Müller mit Nähmaschine, Bügeleisen, Stimme, Schlagzeug und Gitarre. Laura Theiß mit ihrer Stimme am Flügel. Ihre klaren Stimmen, die melodischen Songs, oft mit feministischen Themen, sind kombiniert mit beißender Hintergründigkeit und mit dem Rattern und Knattern der Nähmaschine, des Bügeleisens und allem, was Töne, Kratzen, Schaben und Lärm erzeugt auf dem „Zubehör der Frau“! Das Hintergründige, doppeldeutige Spielen mit den konventionellen Klischees irritiert, lässt rätseln, denken, stört das Eingefahrene (und wer hält sich schon für eingefahren?).

Ambroxol (Songtext von Stephanie Müller)
small girl’s face, pressed against the window
staring holes into her suburban future
more than once or twice
laminated safety glass – cold as ice
wrapped up in facades –
wallpapers printed with Mickey Mouse
no shelter – comfy cage –
a mausoleum – goodie goodie
in the heart of a one family house
birthday presents, golden blinkers
they suit you so well –
limit each view to your home-made hell
front gardens covered with all that falls
frozen birds buried in empty pools
towers of hedges opaque like prison walls
cosy just for the dead and the fools
but dead kids don’t get photographed
and if you wanna get rid of me
I give you the sweetest recipe
a cup of cough syrup
fruit from the forbidden tree
this is an – emergency….

 

Schaut für weitere Eindrücke des FREITAG ABENDs mal hier rein:

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