Lesen wir in der Zeitung im Zusammenhang mit Kindesverwahrlosung oder Kindesmisshandlung von Hartz IV, scheint uns alles klar: Sozial schwache Frauen vernachlässigen ihre Kinder fast schon automatisch. Das Bild der „guten Mutter“ ist in Deutschland stark mit Wohlstand und auch mit finanzieller Förderung der Kinder (Reitstunden, Klavierunterricht) verbunden.

Die Diplompädagogin und Musiktherapeutin Katharina Saalfrank setzt sich seit Jahren für ein gutes Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ein; spätestens über ihr TV-Engagement als „Super Nanny“ ist ihre Kompetenz als Beraterin und Unterstützerin von Familien in schwierigen Situationen öffentlich bekannt geworden.

Die Wissenschaftlerin Eva Tolasch von der LMU München hat im Rahmen ihrer Dissertation Polizeiberichte ausgewertet und kann das gesellschaftliche Gefühl „Arme Mutter gleich schlechte Mutter“ keinesfalls bestätigen. Vielmehr müssten wir die Frage nach unserem Mutterbild stellen.

Also fragte Moderatorin Barbara Streidl gleich zu Beginn des Abends im Stadtmuseum: Was ist denn überhaupt eine gute Mutter? Katharina Saalfrank lehnt Kategorien wie „gut“ und „schlecht“ ganz grundsätzlich ab, Eva Tolasch wird fast nicht fertig beim Aufzählen der Kriterien, die in unserer Gesellschaft an eine „gute“ Mutter gestellt werden. Sie sagt, Mütter würden allumfassend für das Wohl der Familie verantwortlich gemacht. Und sie sollen nach den allgemeinen Vorstellungen immer alles im Griff haben, ergänzt Katharina Saalfrank.

Dabei fände sie das wichtigste Ziel für Eltern: dass sie authentisch sein können. Stattdessen werde Scheitern tabuisiert, man dürfe es nicht und solle stattdessen in jeder Situation wissen, was am besten ist. Eva Tolasch sagte weiter, das Scheitern würde momentan stark individualisiert – was eine neue Entwicklung sei. Bisher wurde das Scheitern eines Individuums eher der Gesellschaft zugeschrieben, vor dem 18. Jahrhundert gab es überhaupt keine Idee des „Scheiterns“. Beide waren sich darin einig, dass auf Eltern und explizit auf Mütter wahnsinnig viel Druck ausgeübt wird.

Die Soziologin Eva Tolasch (links) im Gespräch mit Katharina Saalfrank (Mitte). Rechts Moderatorin Barbara Streidl.

Weiterlesen:
„Mutter“ im Feministischen Lexikon auf fraulila.de