Der Frauenstudien Filmclub startet mit einem ausverkauften Kino! Rund 400 Besucherinnen und auch ein paar Besucher sitzen auf den rot gepolsterten Stühlen des Filmtheaters am Sendlinger Tor. Während sich der Saal füllt, ist auf der Leinwand Hauptdarstellerin Felicity Jones zu sehen, daneben steht der Ablauf: Nach dem Film „Die Berufung“ gibt es eine Podiumsdiskussion mit Maria Wersig, Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes, und Stacey van Hooven, Vice President und General Counsel bei der Essity GmbH, einem schwedischen Unternehmen, das Hygieneartikel herstellt. Die Moderation der Veranstaltung übernimmt Barbara Streidl von Frauenstudien München.

„Suchen Sie ein Hobby?“

Der Film bringt das Publikum an einigen Stellen zum Lachen, doch es ist ein bitteres Lachen, etwa relativ am Anfang, als Sam Waterston, der den Hochschulleiter Erwin Griswold spielt, bei einem Willkommensdinner die wenigen neuen Studentinnen der Harvard Law School tatsächlich fragt: „Warum studieren Sie hier und nehmen Männern den Platz weg?“. Es wird gelacht, aber es tut weh. Einen solchen Satz haben weder Maria Wersig, die in Berlin Jura studiert hat, noch Stacey van Hooven, Absolventin der New York Law School, gehört. Dafür fragte jemand van Hooven – sie ist seit 1984 Anwältin– bei einer Bewerbung: „Suchen Sie ein Hobby?“.

Lore-Maria Peschel-Gutzeit – die deutsche Ruth Bader Ginsburg

Beide Frauen unterrichten auch Recht, Wersig ist Professorin an der FH Dortmund für „Recht in der sozialen Arbeit“, van Hooven Lehrbeauftragte an der Münchner LMU für „US-Gesellschaftsrecht“. Dass in Deutschland vielleicht jemand wie die Juristin Lore-Maria Peschel-Gutzeit eine ähnliche Vorbildfunktion hat wie Ruth Bader Ginsburg in den USA, sagt Wersig und fügt hinzu, die Aufgaben der „Notorious RBG“ würde auch der Deutsche Juristinnenbund übernehmen. Gegründet 1948, ein Jahr vor der Taufe des neuen Grundgesetzes, das den wichtigen Artikel 3 Absatz 2, „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, dank der Bemühungen der Juristin Elisabeth Selbert beinhaltet. Die übrigens nicht auf ihre drei weiblichen Co-Abgeordneten bzw. die vielen männlichen Abgeordneten zählen konnte und die Gleichberechtigung nur über einen Shitstorm der Frauen Deutschlands realisieren konnte.

Die wichtige Rolle der Öffentlichkeit

Dass die Öffentlichkeit bei der Veränderung und Weiterentwicklung von Gesetzen auch heute noch wichtig ist sagen beide und weisen dabei auf wichtige Demonstrationen wie zu §219a, §218 oder natürlich hinsichtlich einer gesetzlich verankerten Quote hin. Diese Themen sind auch die „heißen Eisen“ des Deutschen Juristinnenbundes.

Stacey van Hooven, die für einen schwedischen Konzern arbeitet – 50.000 Menschen sind bei der Essity GmbH, einem Hygiene- und Gesundheitsunternehmen beschäftigt – berichtet, dass die schwedischen Kolleginnen oft den Kopf schütteln, wenn es um deutsche Diskussionen zu „berufstätigen Müttern“ ginge: In Schweden gibt es nur „Berufstätige“ oder „Mütter“ bzw. „Väter“, „Eltern“. Berufstätig sind sie alle.

Links zum Weiterdenken: