Feministischer Leseclub Frauenstudien München e.V.

„Eine Meisterin der Genres“ wird Hedwig Dohm von ihrer Biografin Isabel Rohner genannt: Verfasste die 1831 geborene Schriftstellerin Märchen, feministisch-politische Essays, Lustspiele, Romane, Novellen und jede Menge Artikel und Aphorismen. Das, was sie in puncto Gleichstellung der Frau schrieb, zeichnet Dohm als Visionärin und Kämpferin zugleich aus:

„…erscheint das Weib als ein Potpourri der allerentgegengesetztesten Eigenschaften, als ein Kaleidoscop, das, je nachdem man es schüttelt, jede beliebige Charakternüance in Form und Farbe zu Tage fördert. …

Wie also und was, meine Herren, lebendige und verstorbene, sind die Frauen nach Ihrer Meinung?

Sie sind Sphynxe, Undinen, Märchen, Räthsel, Mysterien.

Sie sind flach, trivial, hausbacken.

Sie sind Elfen, Feen, Pucks, Engel.

Sie sind Drachen, böse Sieben, Xantippen, Dämonen, Vampyre.

Sie sind schüchtern, sanft, zart.

Sie sind dreist, geschwätzig, klatschsüchtig.

Sie sind harmlos, einfach, sinnig, naiv.

Sie sind von raffinierter Berechnung, listig, intrigant.

Sie sind keusch, sparsam, schamhaft.

Sie sind leichtfertig, putzsüchtig, üppig.

Diese Blumenlese von Widersprüchen könnte leicht bis in’s Unendliche fortgeführt werden.“

(aus: Hedwig Dohm: Der Frauen Natur und Recht – Kapitel 1)

Ein immer wiederkehrender Gedanke Dohms war das „Werden“ der Frauen: So wollten die „Herren“ vor allem, dass Frauen auf Zuruf das werden, was die Umstehenden gerade benötigen. Doch wie werden Frauen zu dem, was sie selbst sind? In ihrem Text „Werde, die du bist!“ erzählt Dohm die Geschichte einer Frau, die genau das versucht: sie selbst zu werden.

„Der Mensch im Sarge, der den Deckel hebt, ein wenig hebt, das ist das Bild unseres ganzen Seins. Der Leib – der Sarg. Das brennende Verlangen, hinaus – hinauf! das ist die Kraft, die heben will, will, und nicht kann. … Es ist nicht mein Zeitalter, nicht meins! Ich hasse es! hasse es, das elende Zeitalter.“

(aus: Hedwig Dohm: Werde, die du bist!, 1)

Erinnert dieses „Werden“ nicht an Simone de Beauvoirs Gedanken, dass eine Frau zur Frau gemacht wird?

Im Leseclub diskutiert Barbara Streidl mit Isabel Rohner über Hedwig Dohms Schriften.

Biografie von Isabel Rohner:

Geboren 1979 in St. Gallen (CH)

1998-2004 Studium der Germanistik, Philosophie und Romanistik in Zürich und Köln

Von 2005-2012 Lehrbeauftragte an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Seit 2006 Mitherausgeberin der Edition Hedwig Dohm (zusammen mit Nikola Müller; erscheint im trafo Verlag Berlin)

2007 Promotion zur Dr. phil. an der JLU Gießen

2007-2010 Lehrbeauftragte für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Koblenz

Seit 2010 Autorin und Herausgeberin im Ulrike Helmer Verlag

Veröffentlichungen (Auswahl):

Spuren ins Jetzt. Hedwig Dohm – eine Biografie. Sulzbach im Taunus: Ulrike Helmer Verlag 2010. 160 Seiten.

In litteris veritas. Hedwig Dohm und die Problematik der fiktiven Biografie. Berlin: Trafo Verlag 2008. 321 Seiten.

Edition Hedwig Dohm im Trafo Verlag, zusammen mit Nikola Müller (erste kommentierte Gesamtausgabe der Werke der Schriftstellerin Hedwig Dohm (1831-1919): Alle Bände enthalten eine wissenschaftliche Einleitung, die Primärtexte, sowie die zeitgenössischen Rezensionen.)

– Hedwig Dohm: Feuilletons 1877-1903. Berlin 2016. 300 Seiten.

– Hedwig Dohm: Briefe aus dem Krähwinkel (Briefedition). Berlin 2009.                    

– Hedwig Dohm: Christa Ruland. Berlin 2008, 245 Seiten.                           

– Hedwig Dohm: Schicksale einer Seele. Berlin 2007. 329 Seiten.

– Hedwig Dohm: Sibilla Dalmar. Roman aus dem Ende unseres Jahrhunderts. Berlin 2006. 307 Seiten.

– Hedwig Dohm – Ausgewählte Texte. Ein Lesebuch zum 175. Geburtstag. Berlin 317 Seiten.

Alle Publikationen auf Isabel Rohners Website: www.isabelrohner.com

Das Buch:
Hedwig Dohm, Ausgewählte Texte. Hg. von Isabel Rohner, Nikola Müller: www.hedwigdohm.de

Möchten Sie einen Band bestellen? Dann schreiben Sie direkt an den trafo Verlag: info@trafoberlin.de oder rufen Sie an: 030/61 299 418 (Dr. Wolfgang Weist)

Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit der Münchner Stadtbibliothek.

Münchner Stadtbibliothek

Der Eintritt ist frei. Vorherige Anmeldung bitte über info@frauenstudien-muenchen.de!