Frauenstudien München Denkzuhause

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Weltweit wird immer wieder der Nutzen eines bedingungslosen Grundeinkommens diskutiert, auch in Deutschland. Die Idee ist einfach: Jede Bürgerin, jeder Bürger eines Landes bekommt monatlich vom Staat eine festgelegte und von seinem sozialen Status unabhängige Summe gezahlt, ohne dafür irgendeine Gegenleistung erbringen zu müssen. Die meisten Modelle diskutieren Summen zwischen 1.000 und 1.500 Euro.

Funktionieren und sich finanziell auch für den Staat lohnen soll sich das Konzept, weil zum einen die momentan sehr hohen Verwaltungskosten wegfallen, die durch Transferleistungen wie Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Wohngeld, Rente und ähnlichem entstehen. In den westlichen Gesellschaften leben im Moment rund die Hälfte der Menschen von staatlichem Geld, und für jeden einzelnen wird großer Verwaltungsaufwand betrieben.

Zum anderen glauben die Verfechterinnen und Verfechter der Idee, dass eine Gesellschaft menschlicher, kreativer, freier würde, wenn niemand Angst um sein Überleben haben müsste. Vielmehr würden die Menschen einer Arbeit nachgehen, die ihren Leidenschaften entsprechen, sie würden produktiver, zufriedener, auch der Mehrwert für die gesamte Gesellschaft wäre größer, als wenn – wie jetzt? – viele Menschen Dienst nach Vorschrift machen.

Für Frauen würde das bedingungslose Grundeinkommen ganz besondere Chancen bieten: Der Niedriglohnsektor ist sehr weiblich geprägt – der Lebensstandard dieser Beschäftigten würde schlagartig steigen, hätten sie grundsätzlich mehr als 1.000 Euro zur Verfügung. Alleinerziehende würden nicht mehr massenhaft vom Abstieg in die Sozialhilfe bedroht – überhaupt würde die Stigmatisierung des „Hartzens“ wegfallen. Darüber hinaus würden plötzlich Care-Arbeiten wie die Kindererziehung, das Pflegen Älterer oder ehrenamtliches Engagement entlohnt.

Es gibt also viele Punkte, an denen das Nachdenken über ein bedingungsloses Grundeinkommen ganz neue gesellschaftliche Wege aufzeigen kann. Wir wollen die Idee des Grundeinkommens mit Prof. Dr. Ute Fischer von der Fachhochschule Dortmund diskutieren. Sie fordert „Freiheit statt Vollbeschäftigung“. Die Professorin für Politik- und Sozialwissenschaften forscht unter anderem zu den Folgen eines Grundeinkommens, aber zum Beispiel auch zur Sanktionspraxis beim ALGII-Bezug. Sie wird erklären, warum ein bedingungsloses Grundeinkommen eigentlich schon lange keine utopische Idee mehr ist, sondern die Grundlage einer menschlicheren Gesellschaft.

Sie können hier den Vortrag auf YouTube und auch gleich ansehen:

Den Abend moderierte Susanne Klingner, freie Journalistin in München.

Die Veranstaltung ist Teil des Programms des Münchener Bündnisses zum Equal Pay Day 2015. Das gesamte Programm mit allen Veranstaltungen der Bündnispartnerinnen kann man hier herunterladen.

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