Die Digitale Revolution findet statt und das nicht erst seit gestern. Im Zuge dieser Revolution wird auf der einen Seite viel mit den Ängsten der Menschen gespielt und das Internet als ein Ort voller Gefahren gesehen. Auf der anderen Seite bietet das Netz viele Chancen. In der Wikipedia zum Beispiel wird das Wissen der Welt wird jedem Menschen zugänglich. Oder: Die Vernetzung untereinander hat der Arabischen Revolution viel Schub gegeben. Das humanistische Bildungsideal Humboldts erlebt eine Renaissance, die keine Bevölkerungsgruppe mehr ausschließt. Oder?

Die Realität der digitalen Sphäre spiegelt diese Utopie momentan nicht wieder. Zwar können in der Theorie alle Menschen hier teilnehmen, in der Praxis aber haben sich alte Strukturen neu abgebildet. Die Wikipedia wird zu 91 Prozent von Männern gestaltet. Blogs werden zwar zu 60 Prozent von Frauen geschrieben, als relevant und wichtig aber werden vor allem die Blogs von Männern angesehen. Woher kommen diese Strukturen? Welche Mechanismen halten sie aufrecht? Und welche

Mittel und Wege gibt es, die digitale Revolution zu „gendern“? Wo gibt es Anknüpfungspunkte und Ausbaufähiges? Welche Koalitionen und Bündnisse sind sinnvoll? Wie gelingt eine Bewusstmachung des digitalen Gender Gaps? Welche Chancen liegen hier, die sich frau keinesfalls entgehen lassen sollte?

Emanzipation ist, die eigene Stimme zu erheben und im Sprechen und miteinander handeln wer zu sein. Ob in einem Blog, auf Youtube, in einem Podcast, als Autorin in der Wikipedia, ob zum Thema Technik, Do it Yourself, Politik oder Feminismus – Frauen haben etwas zu sagen. Der Workshop zeigte und erklärte die Möglichkeiten des WWW, an Beispielen und im praktischen Selbstversuch.

Cornelia Roth nahm am Workshop teil und erinnert sich:

Katrin Rönicke sieht im Internet für Frauen die Chance, mehr Gehör zu finden, sich zu verbinden und mitzusprechen. Allerdings ist Realität, dass dort wieder männliche Kriterien als die „relevanten“ gelten, dass Seiten wie „Wikipedia“ zu 90 Prozent von Männern geschrieben werden. Die Aktion #aufschrei – auf der Kurznachrichtenplattform „Twitter“ begonnen – zeigt, wie es Frauen im Netz gelingen kann, sichtbar zu werden mit Rückwirkungen auf die konventionellen Medien wie Zeitungen und TV. Der Weg führt über Vernetzung und Verlinkung von Frauen im Internet – also darüber, sich aufeinander zu beziehen. „Anfangen“ ist das Stichwort: „Was will ich? Was kann ich? Wen kenn ich? Wen will ich kennenlernen? Wo kann ich mitmachen? Was gefällt mir?“ Katrin nannte bekanntere Plattformen wie Facebook und Twitter; aber es geht auch anders: frau kann sich z.B. bei vielen größeren gedruckten Medien  an interessanten Internet-Gemeinschaften und Diskussionsplattformen beteiligen, von „jetzt.de“ (Süddeutsche Zeitung) über „Freitag“, „Brigitte“ zu „Iley.de“. Es ist auch kein Zauberwerk mehr, eine eigene Webseite (Blog) einzurichten, dazu gibt es kostenlose Möglichkeiten wie „WordPress“. Dem teilweisen Geschwafel und harschen Ton auf „Twitter“ lässt sich auf dem Forum „App.net“ entkommen. Und – besonders wichtiger Hinweis: Auf „Youtube“, der Plattform für kleine Filme, lässt sich für praktisch alles eine Kurzanleitung finden…

Katrin Rönicke wurde 1982 in Wittenberg geboren, ist Erziehungswissenschaftlerin, Podcasterin und freie Autorin. Sie lebt mit ihren beiden Kindern in Berlin. In ihrem PodcastErscheinungsraum nutzt sie das emanzipatorische Potential des Mediums, um Geschichten jenseits des Sichtbaren einen Raum zu geben. Mit ihren Kolleginnen von Frau Lila rief sie das Bloggerinnen-Magazin Featurette ins Leben. Im September 2011 gründete sie die Plattformnetzfeminismus.org. Sie schreibt als freie Autorin unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, den Freitagund Cicero Online und macht daneben einen Master in Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt „Politische Theorie der Emanzipation“.

Die Veranstaltung war eine Kooperation von Frauenstudien München und der Frauen-Computer-Schule München.